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Warum Ganzjahresreifen den Winterreifen immer mehr den Rang ablaufen

sh | stvo.de – 15.10.2019

Ganzjahresreifen

Bildquelle: © punghi/stock.adobe.com
Winterreifen unterscheiden sich in ihrem Profil deutlich von Sommerreifen, da sie wesentlich mehr Lamellen aufweisen und die Profileinschnitte von höherer Komplexität sind. Ganzjahresreifen sollen die Vorteile von Sommer- und Winterreifen in sich vereinen.

 

Der Winter steht vor der Tür und die Zeit des Reifenwechsels bricht an. Während man sich in den letzten Jahrzehnten streng an die Regel hielt, Sommerreifen „von O bis O“, also von Ostern bis Oktober zu fahren und für die restlichen Monate auf die zuvor im Keller oder in der Werkstatt eingelagerten Winterreifen zu wechseln, gewinnt jetzt eine zeit- und kostensparende Alternative zunehmend an Beliebtheit. Allwetter- oder Ganzjahresreifen können 365 Tage im Jahr gefahren werden und sollen sowohl winterlichen Verhältnissen als auch dem heißen, sommerlichen Asphalt gewachsen sein.

 

Unterschiede zwischen saisonalen und Ganzjahresreifen

Sommer- und Winterreifen sind darauf ausgelegt, die saisonalen Straßenverhältnisse bestmöglich auszugleichen, um einen hohen Fahrkomfort und möglichst optimale Fahrsicherheit zu gewährleisten. Dazu sind Sommerreifen beispielsweise härter und reiben sich auf warmen Straßen weniger schnell ab als Winterreifen. Die weichere Gummimischung der Winterexemplare hingegen bietet mehr Grip, insbesondere bei glatten Straßen. Auch hinsichtlich ihres Profils unterscheiden sich die Saisonreifen. Sommerreifen weisen ein eher glattes Profil auf, verfügen nur über wenige, gröbere Profileinschnitte und über keine Lamellen. Über die breiteren Einschnitte kann mehr Wasser, etwa während starker Regenfälle, optimal zu den Seiten hin abgeleitet werden. Winterreifen hingegen sind meist sowohl auf den Laufflächen, also den mittleren Bereichen des Reifens, als auch an den Reifenschultern mit Lamellen versehen, die zusätzlichen Grip liefern. Das Anfahren wird erleichtert, das Abbremsen unterstützt.

Doch wie genau unterscheiden sich Ganzjahresreifen von den saisonalen Exemplaren? Allwetterreifen, oder auch All-Seasoners, sollen sämtlichen Wetterverhältnissen gerecht werden. Dazu verfügen sie über Lamellen, die jedoch häufig auf die Laufflächen der Reifen beschränkt sind. Die Gummimischung ist mittelhart, das Profil der Reifen ist so angelegt, dass es sich sowohl für Fahrten auf warmen Straßen als auch bei Kälte, Nässe und Glätte eignet.

 

Vorteile von Ganzjahresreifen

Ganzjahresreifen bringen verschiedene Vorteile mit sich, die Reifenkäufer immer häufiger überzeugen. So fuhren 2014 lediglich 15 Prozent aller KFZ in Deutschland mit Allwetterreifen. 2018 waren bereits 25 Prozent der deutschen Fahrer auf den Allround-Talenten unterwegs. Insbesondere Fahrer, die nicht täglich oder keine besonders langen Strecken fahren, aber auch kostenbewusste Reifenkunden tendieren zunehmend zum Kauf von Allwetterreifen. Immer mehr Städter greifen zudem auf öffentliche Verkehrsmittel zurück und können den Wagen im Falle eines Wintereinbruchs ohne Probleme stehen lassen. Mildere und kürzere Winter sprechen ebenfalls für eine Nutzung von Allwetterreifen. Vorteilhaft sind vor allem

  • das Entfallen des Reifenwechsels im Frühjahr und im Herbst
  • die gesparten Kosten durch Wegfall des Einlagerns der Sommer- bzw. Winterreifen
  • eingesparte Werkstattkosten

Da kein Reifenwechsel mehr nötig ist, wird nicht nur Geld gespart, sondern auch der Aufwand der Planung und die Zeit, die für einen Werkstattaufenthalt einkalkuliert werden muss. Nutzer von Allwetterreifen sollten jedoch darauf achten, die Profiltiefe ihrer Reifen nicht aus den Augen zu verlieren. Zwar sind Ganzjahresreifen auf deutschen Straßen uneingeschränkt zugelassen, ist die Mindestprofiltiefe von 1,6 mm allerdings unterschritten, greift Ihr Versicherungsschutz im Falle eines Unfalls gegebenenfalls nicht. Die Verkehrstauglichkeit und -sicherheit ist zudem nicht länger gewährleistet. Generell gelten für Allwetterreifen all die Vorschriften, die auch mit Sommer- oder Winterreifen zwingend eingehalten werden sollten, um Schäden, Pannen oder Unfälle zu vermeiden.

 

Zulassung von Ganzjahresreifen auf deutschen Straßen

In Deutschland dürfen Ganzjahresreifen sowohl im Sommer als auch im Winter genutzt werden. Die hierzulande seit 2010 geltende Winterreifenpflicht wird erfüllt, sobald die Reifen bestimmte Kennzeichnungen aufweisen. Voraussetzung dafür ist, dass die Kennzeichnung der Reifen den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Exemplare, die ein M+S (Mud and Snow) Symbol tragen und bis Jahresende 2017 hergestellt wurden, dürfen noch bis Ende September 2024 gefahren werden. Später produzierte Reifen müssen über das Alpine-Symbol verfügen, das eine Schneeflocke in einem Berg zeigt. Sind die entsprechenden Symbole vorhanden und erfüllt der Ganzjahresreifen auch darüber hinaus sämtliche Anforderungen, die auch an einen saisonalen Reifen gestellt werden (ausreichende Profiltiefe, Unversehrtheit, etc.), kann er bedenkenlos genutzt werden.

 

Ganzjahresreifen

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Wer nicht täglich fährt oder nur wenige Kilometer pro Tag zurücklegen muss, kann mit dem Kauf von Allwetterreifen Zeit und Geld sparen, ohne merkliche Einschränkungen oder Sicherheitslücken hinnehmen zu müssen.

 

Sollten Sie planen, mit Allwetterreifen zu verreisen, informieren Sie sich vorab über die Anforderungen, die an die Winterbereifung auf den Straßen des jeweiligen Landes gestellt werden. So gilt beispielsweise in Österreich eine Mindestprofiltiefe für Winterreifen von 4 mm. Gleiches gilt für Tschechien. Auch in Norwegen werden mindestens 3 mm gefordert. Insofern Sie also einen Winterurlaub oder einen Skitrip planen, sollten Sie das Reifenprofil Ihrer Ganzjahresreifen checken, um zum Teil hohe Bußgelder zu vermeiden. Zudem sollten Sie in bergigen und Skiregionen in jedem Fall Schneeketten bereithalten. Einige Straßen sind durch blaue Schilder mit Schneekettensymbolen gekennzeichnet, die eine entsprechende Nutzung fordern.

 

In diesen Fällen sind Ganzjahresreifen nicht die beste Wahl

Falls Sie in einer Gebirgsregion leben oder Ihr Arbeitsweg durch entsprechende Gebiete führen, könnte sich eher eine saisonal wechselnde Bereifung lohnen. Zwar eignen sich Ganzjahresreifen theoretisch für alle Wetterlagen, in tieferem Schnee, Matsch oder bei extremer Glätte schnitten sie in verschiedenen Tests jedoch meist etwas schlechter ab als die klassischen Winterreifen. Die Reifengummis sind häufig etwas härter, das Profil weniger tief eingeschnitten, wodurch der Grip nicht ganz an den der Winterreifen heranreicht. Da das Profil allerdings auch nicht die breiteren, glatten Einkerbungen der Sommerreifen aufweist, kann es bei starken Regenfällen in wärmeren Monaten auch eher zu Aquaplaning Situationen kommen. Wenn Sie jeden Tag längere Strecken zurücklegen, empfiehlt sich die Nutzung der Allwetterreifen daher nur bedingt. Der Verschleiß des Reifengummis und der beim Fahren entstehende Geräuschpegel sind häufig höher als bei herkömmlichen Reifen.

Insofern Sie jedoch wenige Kilometer pro Tag zurücklegen, ihr Auto nicht jeden Tag bewegen oder in einer Stadt bzw. in einer Region leben, die eher ein mildes Klima und wenige Wetterextreme aufweist, können Sie mit dem Kauf von Ganzjahresreifen bares Geld sparen. Außerdem heißt es: Abschied nehmen vom lästigen, halbjährlichen Reifenwechsel.