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Von Kabelsalat und unrealistischen Zielen

lfsz | stvo.de – 15.04.2015

1 000 000 Elektroautos auf deutschen Straßen und das bis 2020? Knapp 20 000 sind es bisher. Noch fünf Jahre, um die Ziele der Bundesregierung in die Tat umzusetzen.

Warum das nicht nur unrealistisch klingt, sondern was genau im Weg steht:

1995 träumten wir noch von der Zukunft in der man alles mit Technik erreichen kann – wir wollten den Traum vom Fliegen durch schwebende Autos in den Alltag integrieren. Die Technik entwickelt sich stetig weiter und immer mehr Dinge, die wir für undenkbar hielten sind mittlerweile ganz selbstverständlich. Sei es das Smartphone, mit dem man jederzeit und überall Zugriff auf das Internet hat, der Hochleistungs-PC, mit dem man Spiele in Realitätsoptik erleben kann, oder das Elektroauto, das sich mit Strom auflädt und dem begrenzten Rohstoff Erdöl eine Erholungspause gibt und Verbesserung der Smogbelastung in Großstädten verspricht. Wenn man vergleicht, wie schnell sich diese technischen Bereiche weiterentwickelt haben, muss man sich tatsächlich wundern, warum wir noch nicht durch die Straßen fliegen.

Die Akzeptanz der Elektroautos ist gering, das hat wohl jeder gemerkt – schließlich bilden sich noch immer lange Schlangen an den Tankstellen und die Aufladestationen sind auch mehr Mythos als Alltag. Die Gründe hierfür sind vielseitig:

Die Aufladestationen und die Akkulaufzeit
Wie schon gesagt, die Aufladestationen sind rar und bei der zur Zeit vergleichbar geringen Akkulaufzeit der Elektroautos zu verstreut, um tatsächlich auch längere Strecken zurückzulegen – ein K. O.-Kriterium für viele.
Aber auch wenn man endlich eine Ladestation gefunden hat, gibt es weitere Probleme:

Die Hersteller verwenden nämlich unterschiedliche Stecker. Während deutsche Hersteller den Standard CCS (Combined Charging System) einbauen, benutzen die Japaner das CHAdeMO-System (Charge de Move). Kontrovers ist, dass die japanischen Fabrikate hierzulande zwar mehr gefahren werden, die Bundesregierung jedoch Projekte für CCS-Stationen unterstützt. Die beiden Systeme sind nicht kompatibel.

Wenige Vorteile für den Fahrer
Die Anschaffungskosten sind hoch, die Akkulauf- und Ladezeiten ärgerlich und davon, dass das Auto leiser ist, hat man letztendlich eigentlich auch nicht so viel.

Die Vorteile, die die Bundesregierung Elektroautos zugestehen wollen, sind auch mehr lächerlich als tatsächlicher Anreiz zum Kauf. Eine Kaufprämie bekommt man hierzulande nicht, das lehnt Verkehrsminister Dobrindt (CSU) ab. Stattdessen sollen Vorteile wie die Mitbenutzung von Busfahrstreifen oder spezielle kostenlose Parkplätze gewährt werden – die Umsetzung ist jedoch jeder Stadt individuell überlassen.

Letztendlich steht also mal wieder nicht die Technik im Weg, sondern der Mensch sich selbst, bzw. die Politik dem Fortschritt und die Gewohnheit dem Neuen.
Doch wer weiß, vielleicht wollen wir ja auch einfach nur endlich unsere fliegenden Autos…

-lfsz